Präeklampsie – Screening und Diagnose für ein Krankheitsbild
gesundheitlicher Relevanz

Die Präeklampsie (PE) ist ein schwangerschaftsspezifisches Krankheitsbild, das bei Mutter und Fötus zu bedrohlichen gesundheitlichen Komplikationen führen kann. Die einzige kurative Therapie ist immer noch die Entbindung. In der Schweiz entwickeln ca. 2–3 % der Schwangeren eine klassische, durch Bluthochdruck und Proteinurie charakterisierte PE. 1 % aller Schwangerschaften müssen deswegen vor der 37. SSW beendet werden. 

Analytik: Frühes Screening

Erkannt werden können Risikoschwangerschaften mittels eines Screeningtests, welcher klinische und anamnestische Informationen mit der Messung des Biomarkers Placental growth factor (PlGF) kombiniert und daraus ein Risiko für eine PE vor der 37. SSW berechnet.

In die Berechnung fliessen auch der mittlere arterielle Blutdruck (MAP) und der durch Doppler-Ultraschall bestimmte Pulsatilitätsindex der Arteria uterina (UAPI) ein. Die Bestimmung des PlGF erfolgt auf der Kryptor-Plattform, die Berechnung wird mittels FastScreen Software durchgeführt (B.R.A.H.M.S).

Nach den aktuellen Empfehlungen der SGGG wenden wir einen Risikocutoff für ein erhöhtes PE-Risiko von 1:100 an. Die Detektionsrate liegt bei ca. 75 %, bei einer Falsch-Positivrate von ca. 10 %. Die Bestimmung des PlGF sollte nicht
vor 11 0/7 Wochen durchgeführt werden, optimalerweise mit dem Ersttrimester-Ultraschall und dem Ersttrimestertest. Eine zu frühe Testung kann die Testleistung des Algorithmus negativ beeinflussen. Das Screening ist bei Zwillingsschwangerschaften ungeeignet.

Anforderungen der SGGG an Zuweisende

  • Absolvierung eines anerkannten Kurses der SGUMGG oder der FMF London
  • MAP Verwendung zertifizierter, automatischer Blutdruckmessgeräte mit regelmässiger Kalibrierung zur standardisierten Blutdruckmessung. (2 x je Arm)
  • Doppler-Ultraschalluntersuchung der Arteriae uterinae in SSW 11–14 zusätzlich zum Ersttrimester-Ultraschall. Eine Doppler-Ultraschallzertifizierung kann auf der Webseite der FMF London erlangt werden.

Mögliche Aspirin-Prophylaxe

Studien haben gezeigt, dass bei erhöhtem PE-Risiko (Cutoff 1:100 < SSW 37) eine tägliche Verabreichung von tiefdosiertem Aspirin 100–150 mg/Nacht (sollte in der Nacht gegeben werden, spätestens ab der 16. SSW, besser noch früher) zu einer Reduktion der PE-Inzidenz führt. In der ASPRE-Studie sank bei Schwangerschaften mit erhöhtem PE-Risiko die Inzidenz vor der 37. SSW um über 60 %. 

Deshalb sollte jede schwangere Frau im ersten Trimester über die Präeklampsie, ihre eventuellen Folgen sowie über die Möglichkeiten der Vorhersage und Prävention informiert werden.

Diagnostik in der späteren Schwangerschaft

Für die Präeklampsie-Diagnostik ab SSW 20 steht auf hoch entwickelter Plattform der sFlt-1/PlGF-Ratio zur Verfügung. 

Da dieser Test hohe negativ prädiktive Eigenschaften aufweist (NPV = 99.3%), kann bei einem negativen Resultat (Ratio sFlt 1/PlGF < 38) die Entwicklung einer PE in den nächsten 1–2 Wochen mit grosser Sicherheit ausgeschlossen werden. Bei positivem Testergebnis verstärkt sich der Verdacht, dass sich in absehbarer Zeit klinisch eine PE entwickeln könnte (PPV 36.7 %). Aufgrund des niedrigen PPV hat das klinische Bild bei der Entscheidungsfindung ein grösseres Gewicht.

Fachperson

Dr. Urs Graf

Für Ihre Fachfragen und Anliegen sind wir da: info@labordiagnostic.ch.

Literatur

Mosimann B, et al. Expert Letter No 80 SGGG 

Surbek D, et al. Expertenbrief No 67 SGGG

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