Ist das Leben vermessbar?
«Davon sind wir durchaus überzeugt» lautete Christoph Segers Antwort, auf die zuvor ans Auditorium gestellte Frage anlässlich des mit mehreren hundert Teilnehmenden gut besuchten Shimadzu Science Dialogue in Wien.
Im Vortrag mit dem Titel «Jäger des wahren Wertes; Metrologie in der Labormedizin» weist er darauf hin, dass die allermeisten Menschen die Messbarkeit von Gesundheit oder Krankheit als vorteilhaft betrachten. Im Rahmen der schulmedizinisch ausgeprägten Labordiagnostik befürwortet er, die steten Bemühungen diagnostisch relevante Messungen weltweit vergleichbar zu gestalten, um patientenrelevante Qualität der Messerergebnisse zu verbessern.

Die Akteure in Folge ihrer Verantwortung
Alles Messbare basiert auf Referenzen und Standards
Um die internationale Vergleichbarkeit von Messungen und damit die patientenrelevante Qualität der Messerergebnisse zu verbessern, plädiert Seger ein weiteres Mal auf internationalem Parkett für die Einhaltung der wesentlichen Konzepte:
Metrologisch korrektes Messens basierend auf klar definierten Messgrössen, dem Einsatz von Referenz-Verfahren und –Material und des Referenzsystems als «traceability chain» (Rückführungskette) zwischen individuellen Patienten-Werten und den Referenz-Materialien. Dazu wurde 2002 am Bureau International des Poids et Mesures (BIPM), der Heimat des Urmeters und Urkilos in Paris, das Joint Committee for Traceability in Laboratory Medicine (JCTLM) gegründet. Hauptziele des Instituts sind, dem Bedarf an einer weltweiten Plattform gerecht zu werden, die international anerkannte und akzeptierte Gleichwertigkeit von Messungen in der Labormedizin und die Rückverfolgbarkeit zu geeigneten Messstandards zu fördern und entsprechende Leitlinien bereitzustellen.
Wie er an einer eigenen Entwicklung auf Flüssig-Chromatographie / Massenspektromtrie (LC-MS/MS) beruhenden «reference measurement procedures» (RMP) für das Antiepileptikum Levetiracetam (Keppra) erläutert, wünscht sich Seger in der wissenschaftlichen Kommunikation von Referenz-Messystemen) eine hohe Transparenz in der Methoden-Präsentation.



Wichtig für die Praxis
Mit über 50 Messeinrichtungen und über 1’000 Verfahren messen wir in der Labordiagnostic St.Gallen in der Regel Stoffkonzentrationen, die oft erst im klinischen Kontext ihre Bedeutung finden, wie Nüchtern-Glucose als Zeichen eines Diabetes mellitus, Ferritin steht für einen Eisenmangel, «PCR positiv» als Indiz für eine virale Infektion oder ein Medikamentenspiegel im Blut als Ausdruck der Medikamentenversorgung im zentralen Nervensystem. Und es kommen immer neue Parameter hinzu, die Innovation in der Labormedizin ist immer präsent. Ein Grund, warum es wichtig ist, sich zu engagieren und internationale Standards zu entwickeln und darauf hinzuwirken.